Mit einer Kirche assoziiert man meist einen jahrhundertealten, wohlmöglich gotischen Bau: dicke verwitterte Mauern, Fenster mit Masswerk, im Inneren hohe Kirchenschiffe mit Gewölben, gedämpftes Licht, das durch Fenster aus buntem Glas fällt. Dagegen werden einem weite, Licht durchflutete Räume, Sichtbeton, sägerohes Holz sowie Stahl, kräftige Farben und moderne Kunstwerke eher weniger in den Sinn kommen: Moderne Kirchbauten werden oft „übersehen“. Dabei sind sie nicht weniger beeindruckend als die älteren Kirchen: Moderne Sakralbauten spiegeln nicht nur die wichtigen theologischen, sondern auch architektonischen Strömungen des 20. Jahrhunderts. Dabei ist eine „Doppeldeutigkeit“ zu beobachten, wobei die Schlagworte des zeitgenössischen Architekturdiskurses eine zusätzliche theologische Herleitung bekamen. Forderungen der modernen Architektur erschienen kirchenspezifisch und wurden so von zentralem Interesse mit disziplinübergreifender Bedeutung.
Am Beispiel des Schweizer Kanton Aargaus wird nicht nur die Entwicklung im modernen Kirchenbau der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgezeigt, sondern die Bauten im zeitgenössischen architektonischen Diskurs verortet.